Die Entwicklung der COVID-19-Pandemie wird von Fachleuten aus Politik, Wirtschaft und Medizin genauestens analysiert und statistisch aufbereitet (z.B. Johns Hopkins Universität oder „Worldometer“).

Zur Situation auf dem afrikanischen Kontinent sind dagegen leider nur spärliche Informationen zu erhalten... Empfehlenswert ein Artikel zur allgemeinen Situation in Afrika von Bernd Dörries/Süddeutsche Zeitung vom 04.04.2020.

Nachfolgend aktuelle Informationen direkt aus Tansania – Briefauszug einer deutschen Ärztin vom 31.03.2020

„... In Tansania gibt es mittlerweile offiziell 19 Corona-Fälle und seit heute (31.03.2020) den ersten Todesfall. Wie viele
Erkrankte es wirklich sind, weiß keiner.

Nach Bekanntwerden des ersten Falles am 16.03.2020 wurden in den folgenden Tagen alle Schulen, Universitäten, Kin- dertagesstätten etc. geschlossen. Inzwischen sind auch die Grenzen geschlossen und alle, die doch noch ins Land ein- reisen wollen, müssen zunächst für 14 Tage auf eigene Kosten in bestimmte Hotels in Quarantäne. Internationale Flug- verbindungen wurden weitestgehend eingestellt. Größere Veranstaltungen wurden untersagt (zumindest theoretisch – das muntere Treiben auf den größeren Märkten hält unverändert an …), das Händeschütteln zur Begrüßung wurde ver- boten und häufiges Händewaschen mit Seife empfohlen. Dazu stehen nun an vielen Orten in der Stadt, z.B. vor Büros oder Geschäften, Wassereimer und Seife zur Verfügung.

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Gottesdienste sind dagegen ausdrücklich erlaubt und erwünscht – nach Aussagen unseres Präsidenten überlebe Coro- na nicht in Kirchen. Die internationale Gemeinde hat aber alle Veranstaltungen und Gottesdienste abgesagt.
Deutsche Volunteers (weltwärts, IJFD) wurden zurück nach Deutschland gebracht – Volunteers anderer Nationalität ent- sprechend in ihre Heimatländer. Für gestrandete deutsche Touristen wurde von der Bundesregierung eine Rückholaktion organisiert. Die meisten Expatriats haben sich bisher zum Bleiben entschieden, so wie auch ich.

Der Alltag ist noch relativ normal. Das Ausbleiben der Touristen ist allerdings spürbar und wird zu massiven finanziellen Einbußen führen, v.a. auch bei kleinen Cafes oder denjenigen, die Souvenirs, Schmuck, Schnitzereien etc. herstellen. Auch Mitarbeitern von nun geschlossenen Einrichtungen wurde das Gehalt gekürzt oder gestrichen. Die dadurch folgen- de Armut wird wahrscheinlich deutlich gravierendere und länger anhaltendere Folgen haben als die Pandemie selbst.

Wir ... versuchen so weit wie möglich normal weiter zu arbeiten und unsere Patienten zu versorgen. Schulungseinheiten können wir aber derzeit nicht durchführen und auch die Kooperation mit Einrichtungen pausiert, da sie geschlossen sind. Noch ist die Stimmung im Land friedlich. Aber u.a. die Opposition beginnt nun, Aussagen und Vorgehensweisen des Präsidenten zu widersprechen oder diese zu hinterfragen. Sporadisch werden Ausländer beschuldigt, Corona ins Land gebracht zu haben…“

Weiterhin ein Schreiben der deutschen SETU-Projektleiterin/Mitglied des Förderverein URRC e.V. aus Tansania vom 06.04.2020

(seit ca. 3 Jahren als Fachfrau im URRC/Tansania für den Aufbau des SETU-Projektes verantwortlich):

„... Dank Internet verfolgen wir hier täglich die Nachrichten mit den erschreckenden Auswirkungen des Corona-Virus. Die Situation bei uns in Usa River/Tansania ist inzwischen ebenfalls schwierig...

Offiziell gibt es inzwischen 20 bestätigte Infektionen mit einem Todesfall, wobei hier keiner sagen kann, wie hoch die Dunkelziffer ist. Viele Menschen leben auf dem Land, so dass weder ein Test noch eine entsprechende Diagnose möglich ist.

Alle unsere Schüler sind seit 19.03.2020 für 4 Wochen zuhause, wir warten nun ab, ob die Regierung ab den 16.04.2020 Schulen, Unis, usw. wieder öffnen wird. Ebenso überlegen wir, ob wir den kommenden SETU-Ausbildungskurs ab 20.04.2020 beginnen können.

Innerhalb des URRC ist es sehr ruhig geworden, auch das Gästehaus ist geschlossen. Fast alle Gäste haben ihre Ur- laubsbuchungen abgesagt. Im Café sitzen nur sehr vereinzelt Besucher, auch die Produktion in der Bäckerei ist zurück- gegangen. Dies wird ohne Frage auf unser Center wirtschaftlich Auswirkungen haben.

In den tansanischen Medien ist Corona seit Wochen ein großes Thema, viel wird zur Aufklärung und zum Schutz der Be- völkerung getan. Allerdings geht der Alltag hier ziemlich unverändert weiter. Dies hängt mit der Lebenssituation der Men- schen hier zusammen. Viele Menschen leben vom Kleinhandel, so dass sie täglich in der Öffentlichkeit sind.

Seit Ende März 2020 werden auch Maßnahmen von Seiten der Evang. Lutherischen Kirche Tansanias kommuniziert, dies betrifft vor allen die Gottesdienste. Sie werden weiter stattfinden, jedoch mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen.

Wir können im Moment nicht überschauen, wie sich die Ausbreitung von Covid-19 hier im Land entwickeln wird. Da es
sich in Tansania kaum jemand leisten kann für Wochen zuhause zu bleiben, werden viele arme Menschen zwischen der
Entscheidung stehen sich zu infizieren oder zu verhungern. Das ist die traurige Realität!

Momentan überlegen wir, wie wir unsere Schüler und Mitarbeiter schützen können. Dies gilt für den Bereich von Hygie- neartikeln, wie z.B. Desinfektionsmittel, Masken, sowie für nötige Medikamente zur Begleitung im Ernstfall (Fieber, Hus- ten, Schmerzen,…). Auch finden wir es wichtig, die Qualität der Mahlzeiten unserer SchülerInnen und Mitarbeiter zu ver- bessern (Gemüse und Obst), um somit das Immunsystem zu stärken. Ebenso beschäftigt uns sehr die Frage der Sicher- heit der Gehälter einzelner Mitarbeiter, wenn im Center langfristig kaum Gästebetrieb ist.

Es wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen, welche weiteren Herausforderungen und Auswirkungen die Pandemie auf den Betrieb und die Finanzierung haben wird. Wir haben die vergangenen Jahre hier im Center viel aufgebaut, nun hoffen und beten wir, dass wir auch in dieser herausfordernden Zeit gut weiter gehen können…“

Fazit

  • Auch in Afrika/Tansania besteht akuter Handlungsbedarf bezüglich der Covid-19-Pandemie
  • Der Förderverein URRC e.V. sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützend tätig werden

Hintergrund/Situation

Vereinszweck des als gemeinnützig anerkannten Förderverein URRC e.V. ist die Förderung und Unterstützung der Be- reiche Rehabilitation, Gesundheit, Bildung, Ausbildung und Beruf, Ökologie, Schaffung/Erhalt von Arbeitsplätzen und all- gemeine Weiterentwicklung des Usa River Rehabilitation Center (URRC). Der Verein wird seit ca. 10 Jahren ehrenamt- lich geführt und setzt Mitgliedsbeiträge und Spenden ungekürzt und zweckgebunden in Tansania ein. Ausgaben für Or- ganisation, Verwaltung, Spesen, etc. fallen nicht an.

Das URRC ist eine kirchliche Rehabilitationseinrichtung für junge Menschen mit Handicaps – das sind die Ärmsten der Armen – in der Kilimanjaro-Region. Im URRC sind inzwischen ca. 120 Heranwachsende wie in einem Internat untergebracht. Sie werden umfassend medizinisch betreut und erhalten eine staatlich anerkannte handwerkliche Ausbildung z.B. als Schreiner, Schlosser/Schweißer, Schneider oder Bäcker.

Durch ein Gästehaus und über den Verkauf von Produkten aus dem Center werden Einnahmen erwirtschaftet, die zur Deckung der laufenden Kosten dienen und längerfristig die Zukunft der Einrichtung sichern sollen. Etwa 60 bis 80 Pro- zent dieser laufenden Kosten können vom URRC selbst generiert werden. Differenzbeträge und/oder Ausbau zur Ver- besserung der Einrichtung werden durch verschiedene Institutionen – u.a. den Förderverein URRC e.V. – ausgeglichen. Das vom Förderverein URRC e.V. unterstützte SETU-Projekt (SETU = Special Education and Training Unit; Abteilung für Heranwachsende mit Lernbehinderung und geistigen Handicaps und deren Familien) ist nach 3-jähriger Aufbauarbeit fast abgeschlossen, die Umsetzung/Weiterentwicklung der bereits in sehr fortgeschrittener Planung befindlichen „be- schützenden Werkstätten“ ist in CORONA-Zeiten erschwert...

Maßnahmen

Grundlagen zu Hygieneempfehlungen von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Robert-Koch-In- stitut (RKI) kurz zusammengefasst (siehe auch www.infektionsschutz.de):

  • Hygiene
    • ausreichend Abstand zu Menschen, ganz besonders bei Husten, Schnupfen oder Fieber
    • Vermeidung/Reduzierung von Berührungen (z.B. Händeschütteln oder Umarmungen)
    • Niesen oder husten in die Armbeuge oder in ein Taschentuch
    • Hände vom Gesicht fern halten – Berührungen von Mund, Augen oder Nase vermeiden.
    • regelmäßig und ausreichend lange (mindestens 20 Sekunden) Hände mit Wasser und Seife waschen – insbe- sondere nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten.
  • Verhaltensregeln und -empfehlungen
    • Aufenthalt im öffentlichen Raum maximal mit einer weiteren Person oder im Kreis der Angehörigen des eige- nen Hausstands
    • Vermeidung von Menschenansammlungen und Einhalten von Abstandsregeln von mindestens 1,5 Meter.
    • Besuch von öffentlichen Einrichtungen nur, soweit es unbedingt erforderlich ist
  • Mund- und Nasenschutz
    • Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt das Tragen einer Schutzmaske für alle Bürger mit Symptomen(Fremdschutz)
    • medizinisches Personal muss laut Arbeitsschutz Masken tragen.
    • Selbstgenähte Masken schützen (Tagesschau)

Aber sind diese Regeln auch in Tansania einzuhalten?

Unter Hinweis auf den eingangs empfohlenen Artikel von Bernd Dörries und Vor-Ort-Erfahrungen scheint eine erfolgrei- che/konsequente Umsetzung der Empfehlungen zu den Punkten Hygiene und Verhaltensregeln eher unrealistisch.

Größer scheinen die Chancen bezüglich des Einsatzes von Schutzmasken (Mund- und Nasenschutz). Und an dieser
Stelle wollen wir als Förderverein URRC e.V. ansetzen.

Im Vordergrund sollten aktuelle Maßnahmen bezüglich der sich ankündigenden Covid-19-Pandemie in Afrika stehen:

  • Anpassung der oben genannten Empfehlungen an die Situation in Tansania mit Information der Bevölkerung.
  • Herstellung behelfsmäßiger Mund-Nasen-Schutzmasken (www.maskeauf.de) als „Hilfe zur Selbsthilfe"
    • Zur Müllvermeidung bei unkontrollierter Entsorgung in Tansania und bei allgemeinem Mangel sollte auf Einmal-Artikel verzichtet werden
    • Eigenproduktion von Behelfs-Mund-Nasen-Masken nach Muster (siehe Anleitung zur Herstellung, Material- wahl und Reinigung/Pflege unter CHIP.de)
    • Herstellung von textilen Mund-Nasen-Schutzmasken in der Schneiderei des URRC und Abgabe an die Be- völkerung gegen Erstattung der Materialkosten

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Schneiderin Miriam (Handicap durch beidseitig inoperable Klumpfüße; Mutter eines gesunden Mädchens) bei der Herstellung von Mund-Nasen-Schutzmasken

Anlässlich der aktuellen Pandemie verfolgt der Förderverein URRC e.V. in Tansania folgende Ziele:

  • Aufklärung über Schutz-Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus zu reduzieren
  • Allgemeine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse, Ausstattung in der Einrichtung
  • finanzielle Unterstützung der Mitarbeiter, da in Tansania die in Deutschland etablierten sozialen Netze (z.B. Kurzar- beit, Lohnfortzahlung, Arbeitslosen- und Krankenversicherung, etc.) nicht existent sind
    • Entlohnung der Mitarbeiter des SETU-Projektes ist für 2020 zugesichert
    • u.U. Unterstützung von weiteren bedürftigen Mitarbeitern des URRC
  • Fortführung der geplanten sogen. „Beschützenden Werkstätten“, abhängig von den Pandemie-Folgen und den da- mit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen

Für jede Unterstützung der Arbeit des Förderverein URRC e.V. (z.B. Mitgliedschaft, Spende) sind wir sehr dankbar. Hierfür steht unser Spendenkonto zur Verfügung (Spendenbescheinigungen sind selbstverständlich):

VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau eG
IBAN DE95 7906 5028 0005 7090 67
BIC GENODEF1BRK

 

Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für Ihre Gesundheit

Dr. med. Willy Zink Wolfgang Hertrich

Förderverein URRC e.V.
Vorstandschaft

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