Bei einem Verkehrsunfall in Tansania erlitt Moses Temba eine sehr schwere Halswirbelsäulen-Verletzung. Notfallmäßig wurde Moses in das KCMC (Kilimanjaro Christian Medical Centre; Universitäts-Klinik in Moshi/Kilimanjaro/Tansania) eingeliefert.

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Die erste Beurteilung der Röntgenaufnahmen ergab:

Schwere knöcherne Verletzungen der Hals-Wirbelsäule (Luxationsfraktur mit Instabilität). Damit höchste Gefahr für eine hohe Querschnittslähmung bis hin zur Atemstörung... Zum Glück noch ohne diese schweren neurologischen Auswirkungen.

Da eine operative Versorgung an dieser tansanischen Universitätsklinik nicht möglich war, musste eine konservative/nicht-operative Behandlung vorgenommen werden. Zu berücksichtigen ist bei dieser Verletzungsform, dass schon geringe Kopfbewegungen eine Querschnittslähmung auslösen können – eine permanent bestehende Gefahr während der langwierigen Behandlung.

Um diese Gefahr zu reduzieren erfolgte – wie früher auch in Europa – die Erstversorgung mit einer sogenannten Halo- oder Crutchfield-Extension. Hierzu wird ein Metall-Bügel fest mit dem SchädelKnochen verschraubt und durch einen Gewichtszug in der Körperlängsachse eine Ruhigstellung bei gleichzeitiger Streckung der Halswirbelsäule erreicht. Der Patient liegt dabei in Rückenlage unter bestmöglicher Vermeidung von Bewegungen der Halswirbelsäule. Unter Berücksichtigung der menschlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens eine fast unmögliche Anforderung an Patienten und Pflegekräfte. Die in Afrika vorherrschenden Temperaturen bei mehr als voller Belegung der Krankenzimmer ergeben zwangsläufig noch dazu ungünstige hygienische Bedingungen mit erheblichen körperlichen und psychischen Belastungen.

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Moses mit angelegter Crutchfield-Extension im KCMC/Moshi

 

In dieser Phase nahm Mose´s Arbeitgeber Kontakt auf zum Orthopäden des URRC (Dr. W. Zink) in Deutschland und sandte die abfotografierten Röntgenbilder zu. Die Beurteilung der Röntgenbilder und auch eine Vorlage bei Herrn Chefarzt Dr. Shadi Saharara (Spezielle Wirbelsäulen-Chirurgie am LEOPOLDINA-Krankenhaus in Schweinfurt) ergab, dass bei diesem Befund in Mitteleuropa eine stabilisierende Wirbelsäulen-Operation durchzuführen sei ... in Mitteleuropa...

Da ein Transport jedoch nicht zur Debatte stand, reduzierten sich die Behandlungsoptionen auf eine konservative (= nicht-operative) Therapie.

In einem nächsten Schritt erfolgte die Kontaktaufnahme zu Herrn Hartl Semsch (befreundeter Motorradfahrer und Unterstützer des Förderverein URRC e.V.; Orthopädietechnik-Meister, Firmen-Inhaber von ORTEMA/Herstellung orthop. Hilfsmittel nach Maß – speziell für Sportler.

Die gemeinsame Beratung führte zum Ergebnis, zur weiteren Behandlung möglichst eine (leider sehr teure) amerikanische Hals-Orthese mit vielseitigen Anpassungsmöglichkeiten zu verwenden, diese zu besorgen, kurzfristig nach Tansania zu bringen, um dann bei der Behandlung von Moses zum Einsatz zu kommen.

Die Kosten wurden gemeinsam vom Förderverein URRC e.V. und von Hartl Semsch getragen.

Das Transport-Problem erforderte die Hilfe von mehreren Partnern:

Amerikan. Spezial-Orthese à ORTEMA/Markgröningen à Flughafen Frankfurt/Main à CONDORMitnahme à Kilimanjaro-Airport à Import nach Tansania -> KCMC-Hospital in Moshi

Die Ankunft im Hospital gelang gerade noch rechtzeitig. Denn nach einigen Wochen der Extension traten bakterielle Entzündungen an den Stellen der Schrauben-Fixierung im Schädelknochen auf. Die Vorrichtung musste deshalb leider schon frühzeitig wieder entfernt werden.

Und so ging es weiter...

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Die Spezial-Orthese wurde rund um die Uhr getragen. Zur Muskelpflege erhielt Moses Physiotherapie, Anleitungen zum selbständigen Üben und bei Besuchen in Tansania wurden persönliche Kontrollen der neurologischen Stuation durchgeführt. Über SKYPE bestand telefonischer Kontakt nach Deutschland, um auf Fragen oder plötzliche Veränderungen kurzfristig zu reagieren.

Ergebnis

Nach einem Jahr komplizierter Behandlung unter inzwischen vorsichtiger Entwöhnung von der HWS-Orthese unter Röntgen-Kontrollen und Anleitung konnte Moses wieder ein selbstbestimmtes Leben führen und die berufliche Tätigkeit für sein Safari-Unternehmen wieder aufnehmen.

Inzwischen fährt er wieder PKW, allerdings nicht mit dem Geländewagen auf den in Tansania üblichen Pisten.

 

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Das Safari-Team von Horst Bachmann (Meru View Lodge)
Moses auf dem Kotflügel des rechten Gelände-Fahrzeug sitzend

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